Umgangssprachlich sagt man ganz einfach Autosalon, wenn es um den «Internationalen Genfer Automobilsalon» geht. Unter Autoenthusiasten weiss man in der Regel sogar um was es geht, wenn man einfach vom Salon spricht. Nun, seit diesem Jahr will man dem Auftritt offenbar einen moderneren und internationaleren Anstrich verleihen und arbeitet neu mit dem Kürzel GIMS: Geneva International Motor Show. Kaum geändert hat sich der Status, den der Autosalon in der Gesellschaft geniesst. Auch in weniger autoaffinen Kreisen gehört es dazu, sich im März in den Palexpo-Hallen umzuschauen was die Welt des Automobils Neues zu bieten hat. Daran ändert auch Greta Thunberg nichts, ausser dass vielleicht der Anteil an Elektroautos in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Nichtsdestotrotz sind es aber dann doch die Sportwagen welche die Besucher faszinieren.
Dies war 2019 auch am Honda-Stand so. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr die Weltpremiere des Honda e. Das erste reine Elektroauto von Honda wird zwar noch als Prototyp bezeichnet, dürfte so aber mehr oder weniger unverändert in Serie gehen. Man ist dem Retrolook des 2017 an der IAA in Frankfurt gezeigten Urban EV Concept treu geblieben, allerdings kommt die Serienversion etwas "netter" daher. Die grossen Speichenfelgen wurden zurechtgestutzt und ziviler gestaltet. Auch der energische Blick wurde entschärft; der Honda e blickt etwas freundlicher. Die Serienversion wird also knuffiger als das Concept. Es scheint als hätte Honda auf der Zielgerade etwas den Mut verloren. Dennoch ist der Elektro-Floh sicher eines der originellsten Exemplare seiner Gattung.
Einzigartig ist nicht nur das Design, auch andere Elemente gibt es so heute noch nicht. So verzichtet der Honda e auch als Serienfahrzeug auf herkömmliche Aussenspiegel und setzt stattdessen auf Kameras, welche den Blick nach hinten auf zwei Monitore links und rechts im Armaturenbrett übertragen.
Der Honda e soll mit einer Batterieladung 200 Kilometer schaffen. Die Reichweite ist ausreichend für die Stadt aber etwas wenig für Honda-Kunden die weitere Strecken zurücklegen müssen. Die kompakten Abmessungen, kombiniert mit Heckantrieb, könnten die Fahrerin oder den Fahrer möglicherweise dazu verleiten etwas mehr Gas – Entschuldigung! – Saft zu geben (sagt man das so?), was die Reichweite sicher belasten dürfte. Immerhin sollen die Akkus dank Schnelladefunktion innerhalb von 30 Minuten wieder einen Ladestand von 80% erreichen.
Selbstverständlich gab es auch noch Hondas aus der "alten Welt" zu sehen. Die Verbrenner können sich bei Honda weiterhin sehen lassen. Den 1.5 Liter Turbo mit 182PS gibt es nun auch im Honda HR-V! In der Schweiz nennt man das kleine Kompakt-SUV «HR-V Turbo», im restlichen Europa «HR-V Sport». Optisch sieht man dem Topmodell dann den Sport auch an: Das Spoiler-Paket und die mattschwarzen 18 Zöller sorgen für einen dynamischen Auftritt. Dieser Eindruck hält aber leider nur so lange bis man die Tür öffnet und das Interieur erblickt. Mein Gott Honda! Wer hat denn bitte das verbrochen!? Seit wann gehört ausserhalb von Italien bordeauxrotes Leder in ein sportliches Auto? Bereits auf den ersten Fotos konnte man ahnen, was da auf uns zukommt. Viele haben gehofft, dass dies möglicherweise in echt etwas besser aussieht, aber nein! das tut es nicht. Es reicht nicht, dass die Sitze in dieser unpassenden Farbe daherkommen, es musste auch noch das Armaturenbrett und die Mittelkonsole sein. Ein schwarzes Interieur mit roten Nähten hätte hier auf jeden Fall besser gepasst. Aber ja, möglicherweise werden wir uns daran gewöhnen.
Sport war dann am Honda-Stand auch sonst angesagt. Wie eingangs angemerkt, Elektromobilität in Ehren, aber das Honda-Herz schlägt für sportliche Fahrzeuge. Dass beides kombiniert werden kann zeigt natürlich das Flaggschiff von Honda, der Hybrid-Supersportwagen NSX. Die in der für das neue Modelljahr dezent überarbeiteten Ausführung war ebenfalls in Genf zu sehen.
Neben den für viele unerreichbaren Bubenträumen gab es mit dem Civic Type R FK8 natürlich auch Sport auch fürs Volk. Komplett serienmässig, mit viel Carbon-Originalzubehör oder als TCR Rennwagen, der R ist immer für Abwechslung gut.
Vergleich man das WTCR-Einsatzfahrzeug von Esteban Guerrieri, Nestor Girolami, Tiago Monteiro und Attila Tassi mit der Strassenversion des Civic Type R ist es schon erstaunlich wie nahe die beiden Varianten beieinander sind. Viel ziviler kommt einem die Serienversion nicht vor.
Wenn wir schon bei Hondaracing sind, dann darf natürlich auch die Formel 1 nicht fehlen. Honda ist bekanntlich auch in der Königsklasse des Motorsports mit dabei, da gehören die Boliden von Aston Martin Red Bull Racing und Scuderia Toro Rosso natürlich auch an den Autosalon in Genf. Die Formel-1-Saison beginnt am 17. März in Melbourne mit dem Grosse Preis von Australien.
Nicht am Honda-Stand, aber auch an der GIMS 2019 war der futuristische Elektro-Mini-Pick-up Honda Tomo by IED zu sehen. Der kleine Pick-up könnte auch aus einem Science Fiction-Manga stammen. Die italienische Designhochschule Istituto Europeo di Design IED zeigt in Zusammenarbeit mit Honda die Studie eines elektrischen Nutzfahrzeugs. Der Tomo (japanische für "Freund") basiert auf dem Honda Urban EV Concept und wirkt mit seiner geschwungenen Glaskuppe auf den ersten Blick eher wie ein Coupé als ein Pick-up. Erst bei genauerem Hinschauen erkennt man die Ladefläche. Das Design ist insgesamt sehr flächig. Die kurzen Überhänge und die grossen Räder machen das mangahafte dieser Studie aus.
In diesem Jahr gab es ausser dem Honda e nicht viel wirklich Neues von Honda am Genfer Autosalon, dafür aber viel Bewährtes. Honda hat an der GIMS 2019 eine grosse Anzahl an sportlichen Modellen und viel Motorsport gezeigt. Das nimmt dem Statement, bis 2025 die ganze europäische Modellpalette zu elektrifizieren, etwas den Schrecken. Hoffentlich hat man aus den Fehlern von 2008 gelernt und bleibt der sportlichen Tradition der Marke trotz Elektrifizierung treu.
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