No EE-Meeting, but Nürburgring

Natürlich war und ist auch der Motorsport von der Corona-Krise betroffen, so auch der Nürburgring und die legendäre Nordschleife. Touristenfahrten in der Grünen Hölle waren erst ab Ende April möglich – ursprünglich hätte die Saison bereits Anfang März beginnen sollen. Auch zahlreiche Veranstaltungen rund um den Nürburgring mussten verschoben oder ganz abgesagt werden. Zu den letzteren gehörte auch das jährliche EE-Meeting, das Mitte August hätte stattfinden sollen. Als die Organisatoren Mitte Mai informieren mussten, dass das offizielle EE-Meeting abgesagt ist, war das nicht nur für die Fans der legendären ersten VTEC-Modelle in der Kompaktklasse – Honda CRX EE8 und Civic EE9 – bedauerlich, sondern generell für Honda-Fans. Das Treffen ist jeweils auch Anziehungspunkt für Fahrer von anderen Modellen.



Der harte Kern nutzt das EE-Meeting jeweils für ein langes Nordschleifen-Weekend und hat sich entschieden dieses Jahr trotz Absage privat trotzdem anzureisen. Touristenfahrten gibt es auch in Pandemiezeiten und am Freitag haben einige auch noch einen Nordschleifen-Trackday gebucht. Solche Trackdays sind spannend, weil die Döttinger Höhe offen ist und damit, anders als bei den Touristenfahrten, ganze Runden gefahren werden können. Auch ohne EE-Meeting gab es auf dem Parkplatz des Hotels in Adenau viele schöne Hondas zu sehen, wobei die Mischung etwas heterogener ausgefallen ist. Tatsächlich waren sogar weniger EEs dabei als andere Hondas, auch wenn man den EE9 dazu zählt der als leere Carrosserie auf dem Hänger an den Nürburgring gekarrt wurde. Natürlich wurde das EE9-Häuschen nicht wegen dem Nürburgring aufgeladen, auch bei Touristenfahrten ist es von Vorteil, wenn ein Auto aus eigener Kraft bewegt werden kann. Der Civic war der erste EE eines der Organisatoren des EE-Meetings. Er hat das Auto per Zufall wiedergefunden und wollte es nachhause holen und neu aufbauen – der Ring lag auf dem Weg.



Der einzige EE der an allen bisherigen EE-Meetings war, durfte natürlich auch am abgesagten EE-Meeting nicht fehlen. Der besagte Honda CRX EE8 wurde über all die Jahre immer weiter für den Rennstreckeneinsatz optimiert und ist seit 15 Jahren in den Händen des gleichen Besitzers. Konsequenter Leichtbau mit Seitenscheiben aus Makrolon, Schneider F1-Heckflügel und vieles mehr. Natürlich wurde das kompakte Coupé dann auch am Trackday sowie bei den Touristenfahrten artgerecht bewegt. Zu den drei Trackday-Musketieren gehörte auch noch ein Civic Coupé der 6. Generation, der mit KW Competition und K20-Swap selbst Porsche-Fahrern Respekt einflösste, und ein Civic Type R der 8. Generation, der in der Grünen Hölle den Beweis erbrachte, dass der FN2 in der Type R-Welt zu Unrecht ein Schattendasein fristet.



Neben den Track-Heros waren auch andere zum Teil sehr seltene oder zumindest selten getunte Modelle dabei. So zum Beispiel ein Honda Civic Sedan ED2 mit Automatik, der auch auf der Nordschleife gesichtet wurde. Wohl absolut einzigartig in dieser Ausbaustufe war auch der weisse Honda Stream, den man als Civic Type R EP3 mit Booty bezeichnen könnte oder alternativ als PAWR (Phat Ass White R). Auf jeden Fall teilt der Honda-Van viel von der EP3-Technik und wirkt nicht zuletzt dank der OZ Ultraleggera äusserst sportlich. Zu erwähnen ist auch der Accord Tourer CM2 der superclean auf dem Parkplatz stand. Beim Kombi in Arctic Blue Pearl erkannte man erst auf den zweiten Blick die Details, die optimiert wurden. Am Pre-Faceliftmodell wurden verschiedene Elemente, wie die Haube oder die Scheinwerfer, des Facelifts verbaut. Die 18 Zoll- Felgen von Rays stammen von einem Nissan 350Z. Damit der Tourer auch ordentlich verzögert, wurde die 320mm-Bremsanlage mit Zweikolben-Bremssättel vom Nachfolger Accord CW2/CU2 verbaut.



Apropos Accord Tourer! Als wir uns am späten Samstagnachmittag mit unserem Teleobjektiv beim Streckenabschnitt Hohe Acht positioniert hatten um die Hondas an den Touristenfahrten auf der Nordschleife abzulichten, waren wir erst nicht ganz sicher, was da über die Kuppe geflogen kommt. Ist es ein Honda? Ist es ein Accord? Was! Ein Tourer? Wir dachten es gäbe nur einen Ring-Kombi, nämlich den roten Honda Civic Aerodeck MC2 aus der Schweiz, aber es gibt noch mehr. Das martialische Auftreten des Accord Tourer, mit dem Frontsplitter und den zusätzlichen Lufteinlässen an der Front, wird mit Spoiler und Diffusor am Heck konsequent weitergeführt. Der im Südwesten von England von RPM Wiltshire aufgebaute Accord CN2 wurde mit vielen Einzelanfertigungen ausgestattet, da es natürlich für dieses Modell keine Motorsport-Teile von der Stange gibt. Wer jetzt denkt, bei der Typenbezeichnung handle es sich um einen Schreibfehler, müssen wir enttäuschen, es ist tatsächlich ein CN2. Wer jetzt die Chassiscodes der 7. Generation Accord-Baureihe nicht gerade im Kopf hat, der CN2 ist der Diesler mit 140PS. Es versteht sich wohl von selbst, dass der 2.2 Liter Selbstzünder in diesem Fahrzeug nicht unberührt geblieben ist. Dank optimiertem Ansaugbereich, durchgehender Auspuffanlage, grossem Ladeluftkühler und Remap leistet der Diesel im Übertourer 207PS und 420NM. Damit der Accord auch ordentlich durch die Kurven kommt sind 18 Zoll FN2-Felgen mit Distanzscheiben und ein BC-Gewindefahrwerk verbaut. «Be Different» ist bei diesem Honda definitiv mehr als nur eine leere Floskel.



Ebenfalls auf der Nordschleife anzutreffen waren zahlreiche Civic Type R FK2R und FK8. Der EP3 gehört seit einiger Zeit ebenfalls zu den beliebtesten Honda-Ringtools. Auch das zweite Civic Coupé der Jungs aus Bayern konnte nach einem Getriebeschaden auf der Anreise wieder seine Runden drehen. Dem mit einem B16-Motor bestückten Civic hat auf der Landstrasse, nur wenige Kilometer vor der Ankunft im Hotel, ein auf der Strasse liegender Stein ein Loch in die Getriebeglocke geschlagen. Glücklicherweise konnte kurzfristig Ersatz organisiert und das Getriebe in einer Nacht-und-Nebel-Aktion getauscht werden. Natürlich sieht man immer wieder Autos, die man nicht auf einer Rennstrecke erwarten würde, so auch einen Honda HR-V, der sich an diesem Nachmittag den Nordschleifen-Sticker auf der Kofferraumklappe verdienen wollte.



Auch ohne Treffen sind der Nürburgring und die Nordschleife immer eine Reise wert. Natürlich war am letzten Wochenende die Honda-Community etwas besser vertreten, was den Ring-Trip noch attraktiver und sympathischer gemacht hat. Auf jeden Fall können wir uns auf das nächste Jahr freuen, wenn das EE-Meeting dann wieder offiziell stattfindet.


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