EE-Meeting 2021 Nürburgring

Natürlich ist das EE-Meeting schon als Veranstaltung selbst ein absolutes Highlight. Ein Teilnehmer hat es so formuliert: "Unglaublich wie viel Bekloppte es in ganz Europa noch mit diesen alten Hondas gibt!". Das hat was, denn nach über 10 Jahren EE-Meeting hat sich das zu so etwas wie einem jährlichen Familientreffen entwickelt – einfach ohne nervige Cousinen. Und ein bisschen «bekploppt» muss man ja schon sein, wenn man mit einer 30-jährigen Cola-Dose – in der Regel ohne Klimaanlage – im Sommer hunderte Kilometer an den Nürburgring fährt. Aber es lohnt sich! Dieses Jahr sind insgesamt 38 Honda Civic und CRX aus acht Nationen auf dem Platz vor dem Hotel an der Nordschleife zusammengekommen, davon nicht weniger als 25 Civic und CRX der EE- und EF-Baureihe.



Wer im letzten Jahr am «inoffiziellen EE-Meeting» dabei war, kannte den neuen Veranstaltungsort bereits. Wir erinnern uns, 2020 musste das EE-Meeting pandemiebedingt abgesagt werden. Der harte Kern war damals privat vor Ort und im Hotel an der Nordschleife einquartiert. Dieses Jahr hätte das EE-Meeting wie gewohnt gegenüber des ring°boulevard in Nürburg stattfinden sollen. Auch wer noch nie dabei war kennt den Platz von unseren Berichten über das EE-Meeting 2015, 2016 und 2018. Aufgrund der Hochwasserkatastrophe vom Juli musste die Location kurzfristig geändert werden und so traf sich die EE-Gemeinde beim Hotel an der Nordschleife in Adenau. Dass der Platz dieses Jahr etwas knapper ausfiel, hat dem Treffen nicht geschadet. Im Gegenteil! Durch die etwas engeren Platzverhältnisse wirkte die Menge sogar noch eindrücklicher. Die Kulisse direkt an der Nordschleife beim Breidscheid war ebenfalls perfekt.



Die Fahrzeuge

Beeindruckend war die Vielzahl der Varianten die aus ganz Europa angereist waren. Zum einen deshalb, weil es sich grundsätzlich um die gleichen Modelle handelt: Den Hatchback EE9 und das Coupé EE8. Zum anderen, weil verschiedene Tuning-Stile geboten wurden. Man konnte zwar die grobe Einteilung in OEM/dezent, klassisch und Track machen, aber damit wurde man der Sache keinesfalls gerecht. Oft verliefen die Grenzen auch fliessend.



Ein CRX in Celestial Blau war relativ einfach einzuteilen, denn der war tatsächlich komplett OEM. Man hat beinahe vergessen, wie hoch Anfang der 90er-Jahre die sportlichen Hondas waren. Dezent und klassisch liegen teilweise eng beisammen. Es war auch nicht immer ganz einfach eine Linie zu ziehen. Ein tiefergelegter Civic EE9 gehört sicher in den Bereich dezent, wenn aber Mugen RNR-Felgen drauf sind, dann ist das gerade bei dieser Baureihe ein klassisches Element. Eindeutig klassisch war der Schweizer CRX mit Holz-Lenkrad und Mesh-Felgen. Dieser Rex war auch der Inbegriff von «weniger ist mehr», denn die Wirkung stand der von aufwändig umgebauten Hondas in nichts nach.



Auch die Abgrenzung von dezent zu Race war nicht einfach. Der eine schwarze komplett restaurierte Honda CRX EE8 war auf den ersten Blick schlicht dezent. Bei genauerem Hinsehen fielen dann die Race-Elemente wie die J's Racing-Lippe, die roten Recaros oder die OZ Racing-Felgen auf. Wem das immer noch zu einfach war, es ging sogar noch mehr. Beim bordeauxroten CRX EE8 war die Farbe klassisch – im Sinne von klassisch elegant, es war keine Farbe die ab Werk angeboten wurde. Der geclante Motorraum gehörte aber in den Bereich dezent, der Look insgesamt war dann aber doch Race. Von allem etwas, perfekt zusammengeführt.



Und natürlich war auch Race nicht gleich Race! Den blaue Kanjo-Racer EE9 hätte man eher auf der Loop in Osaka erwartet als am Nürburgring. Konsequent umgesetzt war dieser Civic und er passte genauso in die Runde wie der Turbo Über-CRX mit 600PS, sequentiellem Getriebe, kompletter Zell, Breitbau und optimierter Aerodynamik. Eher für den Drag-Strip konzipiert war auf der anderen Seite das Civic-Monster, das schon im Stand vor Kraft nur so strotzte. Während der Track-CRX wie ein athletischer Sprinter wirkte, war der Drag-EE9 eine wahre Kampfmaschine. Sollte jemand von diesem Anblick noch nicht beeindruck gewesen sein, war er das spätestens nach dem Öffnen der Haube – oder sollte man sagen: Nachdem der Schlund dieser Bestie geöffnet wurde. Einen J-Swap sieht man in unseren Breitengraden selten (schon gar nicht auf der Strasse). Für die, denen die J-Serie jetzt grad nichts sagt: Das sind die V6-Motoren, die ab 1996, vorwiegend in den USA, in grösseren Honda- und Acura-Modellen zum Einsatz kommen. Nicht genug, dass der kompakte Hatch eine V6-Maschine drin hatte, das Ding wurde zusätzlich noch mit einem mächtigen Turbo zwangsbeatmet. Trotz mächtigen Rädern zeichneten die über 500PS beim Beschleunigen schwarze Streifen auf den Asphalt und das mit einem Sound als hätte sich gerade das Tor zur Hölle geöffnet.



An was denkt der geneigte Honda-Enthusiast, wenn es um Racing und Honda geht? An Mugen natürlich! Und an was denkt der geneigte EE-Enthusiast, wenn es um Mugen geht? An den CRX Pro.2 natürlich! Am diesjährigen EE-Meeting war nicht einer, nicht zwei, sondern gleich drei Honda CRX Mugen Pro.2 am Start! Dass auch hier drei ganz unterschiedliche Interpretationen vor uns standen überrascht an dieser Stelle nicht. Der Pro.2 in Championship White war ein UKDM Honda CRX VT EE8, der schwarze ein JDM Honda CRX SiR EF8. Gemeinsam hatten die beiden das Moonroof – als ob ein Pro.2 nicht schon rar genug wäre. Und was macht man, wenn das immer noch nicht rar genug ist? Genau, man verbaut das beige Interieur des Honda CRX Exclusive. Auch antriebsseitig unterschieden sich die beiden RHD-CRX. Ein auf 1.8 Liter erweiterter B16B mit Einzeldrosselklappen beim weissen, B16-Turbo beim schwarzen. Der Dritte im Bunde, ebenfalls ein JDM SiR EF8, war insofern der klassischste, als dass das Pro.2-Kit mit den Mugen RNR-kombiniert wurde und beinahe so dastand, wie der Pro.2 damals in den Prospekten abgebildet wurde. Was alle drei gemeinsam hatten: Die Aufmerksamkeit der Besucher des EE-Meetings war ihnen sicher.



Es scheint, als ob sich das EE-Meeting langsam zu einer Art «4th Gen-Meeting» entwickelt. Natürlich geht es, wie der Name schon sagt, primär um EE-Modelle. Allerdings werden immer mehr auch generell Fahrzeuge der vierten Civic-Generation und der entsprechenden CRX-Baureihe gesehen. Auch in diesem Bereich waren viele interessante Umbauten vor Ort. Von edel aufgebauten Limousinen bis zu Hatchs im Rat-Look gab es auch bei den Non-EEs ein grosses Variantenreichtum.



Aufgrund der reduzierten Platzverhältnisse waren in diesem Jahr nur EE-Modelle, sowie Civic und CRX aus der jeweiligen Generation auf dem Platz zugelassen. Natürlich gab es etwas abseits des Geländes trotzdem interessante Fahrzeuge zu sehen. Die Civics, wie das 6th Gen Coupé oder der Civic Type R FN2, waren auf die Rennstrecke ausgelegt. Die weisse Accord Limousine, mit satter tiefe und 20 Zöllern, hätte man gut der Stance Nation zuordnen können, tatsächlich war der Sedan aber ein Daily Driver. Auch der andere Accord ist erwähnenswert, auch wenn der (noch?) komplett OEM dastand. Bekanntlich war in Europa nach der achten Generation Schluss, umso erfreulicher war es einen Accord X an und später sogar auf der Nordschleife zu sehen. Die zehnte Accord-Generation ist in Nordamerika sehr erfolgreich und wenn man die dynamischen Linien des Accord am EE-Meeting betrachtet hat, konnte man sich gut vorstellen, dass so eine Limousine auch eine Bereicherung für den europäischen Markt gewesen wäre. Im Gegensatz zu den Civic und CRX Youngtimern hat auch der anwesende Honda S2000 beinahe schon modern gewirkt.

Die Ausfahrt

Das Schöne am EE-Meeting ist, dass es jeweils nicht nur darum geht, sich die oldschool Hondas einfach nur anzusehen. Nach dem Mittag war auch dieses Jahr wieder eine gemeinsame Fahrt durch die Eifel angesagt. Die rund 60 Kilometer lange Konvoifahrt führte von Adenau über Kelberg nach Pelm und zurück über den Nürburgring Boulevard am markanten Hauptgebäude vorbei. Wenn es darum geht in der Eifel Fahrspass zu erleben, dann denken viele nur an die Nordschleife und vergessen dabei, dass die Gegend auch wunderbare Landstrassen bietet. Zahlreiche Kurven in der hügeligen Eifel laden zum Fahren ein. Auch in der auto-affinen Region rund um den Nürburgring kommt es selten vor, dass man einen Hondakorso von dieser Länge sieht. Generell wird man in ganz Europa wohl nie so viele Civic und CRX von Anfang der 90er-Jahre auf einem Haufen sehen, das gibt es nur am EE-Meeting.



Selbstverständlich gehört zum EE-Meeting für die meisten Teilnehmer auch mindestens eine Runde auf der Nürburgring Nordschleife. Beim Ritt durch die Grüne Hölle zeigten diese «alten Kisten», dass sie in Sachen Performance keineswegs zum alten Eisen gehören. Auch nach 30 Jahren sind die BTG-Zeiten locker auf dem Niveau von neueren Fahrzeugen in der gleichen Leistungsklasse. Fotos der Teilnehmer des diesjährigen EE-Meetings auf der Nordschleife – und viele weiteren Hondas – findet ihr im Artikel Honda auf der Nürburgring Nordschleife.



Die EE-Baureihe hat vor drei Dekaden die neue Ära der sportlichen Honda-Modelle eingeläutet. Der Honda Civic VT EE9 und der CRX VT EE8 sind sozusagen die Urväter der heutigen Type R. Die japanischen Pendants EF9 und EF8 trugen als SiR das R bereits in ihrer Typenbezeichnung. So gesehen ist das EE-Meeting immer auch eine Art Geschichtslektion. Geschichte ist eng verbunden mit Kultur und was drückt Honda-Kultur besser aus, als eine Vielzahl von individuellen Interpretationen eines Klassikers, gemeinsam zelebriert am EE-Meeting?


Weitere Bilder

























































Kommentare 2

  • Top geschrieben und super Bilder Sam. Die Drohnenbilder sind Hammer!


    D A N K E <cheers>

    • Danke an die Orga für dieses wie immer perfekte Treffen :thumbsup: