Es ist schon etwas länger her, seit wir das letzte Mal vom Japanese Car-Meet beim Ace Cafe Luzern berichtet haben. Das Schweizer Franchise des legendären Biker-Cafes bietet Events für Petrolheads jeder Couleur. Einmal im Jahr findet das Japanese Car-Meet statt. In gepflegtem Rahmen treffen dort Toyotas, Subarus, Mitsubishis, Nissans und Hondas zusammen. Unser Hauptaugenmerk galt natürlich den Fahrzeugen mit dem H-Badge.
Civic Type R treten kürzer
Mit der «Wiederauferstehung» des Civic Type R im Jahr 2015 erhielt die Honda-Szene neuen Schub. Als Honda den Type R der achte Civic-Generation ohne Nachfolger auslaufen liess, war die Enttäuschung gross im Honda-Lager gross. Nicht wenige kehrten der Marke den Rücken oder konzentrierten sich auf die älteren Sportmodelle des japanischen Herstellers. Der FK2R und der Civic Type R FK8 haben diese Entwicklung glücklicherweise gestoppt. Honda wurde sogar für Käuferschichten attraktiv, die sich in Vergangenheit nicht mit dem Kauf eines Type R beschäftigt hatten. Die letzten beiden Type R-Generationen waren deshalb an Treffen oft in der Überzahl.
Mittlerweile scheint sich das etwas eingependelt zu haben. Zumindest machte es am Samstag beim Treffen in Rothenburg diesen Eindruck. Das Verhältnis zwischen Newschool und Oldschool war ziemlich ausgewogen. Auffallend war immer noch, dass sich Modifikationen an FK2R und FK8 weiterhin in Grenzen halten. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die Fahrzeuge ab Werk alles haben, was das (Tuner-)Herz begehrt. Warum sollte man an einem aktuellen Civic Type R auch aerodynamische Optimierungen vornehmen, wo der Hatch schon serienmässig in voller Kampfmontur kommt? Zudem dürften sich Mods auch oft unter dem Blech abspielen. Verglichen mit der Szene in den USA, würde man sich jedoch auch in Europa etwas mehr wünschen als nur Auspuff und Sticker. Wo sind die FK8 mit japanischen Premium-Felgen à la Volk Racing?
Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau, denn die Civic Turbo-Fraktion war auch so schön anzusehen. Das FK2R-Duo in Polished Metal bestätigte, dass der R auch in Grau alles andere als eine graue Maus ist. Sicher noch etwas auffälliger war das Modell in Brilliant Sporty Blue. Die Wirkung des 9th Gen-CTR bleibt unabhängig der Farbe die gleiche. Sein Auftritt erinnert an einen flinken Ninja.
Der FK8 wirkt von Haus aus etwas bulliger. Wenn wir beim Vergleich mit japanischen Kriegern bleiben, dann wäre der R der zehnten Generation wohl als Samurai einzuordnen. Wobei, solche Analogien wirken irgendwie immer etwas gesucht. Schliesslich handelt es sich bei den Hothatchs aus dem Hause Honda um Spassgeräte und keine Kampfmaschinen. Beim roten FK8 ist es ohnehin müssig mit Begriffen aus der japanischen Geschichte zu jonglieren. Wenn wir da unbedingt eine japanische Bezeichnung verwenden wollen, bietet sich Kanjozoku an. Die legendären Streetracer aus Osaka, die sich auf der Loop Route (japanisch Kanjō-sen) illegale Strassenrennen liefern, geniessen in der Honda-Szene weltweit Kultstatus. Der Civic Type R in Rallye Red, mit den typischen Stickern des No Good Racing-Tribes, wäre gut als Kanjo Racer durchgegangen, wäre er auf der C1 in Osaka unterwegs. Den Hatch haben wir schon am Honda Gang-Treffen im Mai gesehen.
Trotz etwas weniger Sticker, war der FK8 in Brilliant Sporty Blue dank seiner goldenen Felgen nicht weniger auffällig. Früher brachte man möglicherweise diese Farbkombination mit den Rally-Erfolgen von Subaru in Verbindung. Im Rallysport spielt Subaru aber seit über einem Jahrzehnt keine Rolle mehr. Gold auf Blau passt beim Civic wirklich hervorragend! Fast schon klassisch wirkte dagegen der FK8 in Championship White. Diese Farbe gehört zu Type R seit der Einführung des NSX-R 1992.
Der Civic Type R EP3 vor dem Ace Cafe wirkte neben den FK2R und FK8 wie aus der Zeit gefallen. Es ist auch so, dass der EP3 aus einer anderen Dekade stammt. Dieses Jahr sind es 20 Jahre her, seit der erste offiziell in Europa erhältliche Civic Type R bei den Händlern stand. Wenn ihr euch jetzt alt fühlt: Gern geschehen! Damals noch als Mini-Van verspottet, hat der Hatchback der siebten Generation heute längst Kultstatus erreicht. Irgendwie war damals alles noch einfacher gehalten und Turbos waren höchstens etwas für den Aftermarket.
Accord - Alles Mugen oder was?
Ist Mugen eigentlich eine Ausstattungsvariante des Honda Accord? Wer am Samstag über das Gelände in Rothenburg spaziert ist, hätte das tatsächlich denken können. Ein Sedan von Anfang der 90er – der gepflegte Accord der vierte Generation kann zweifellos als Klassiker bezeichnet werden – hatte allerdings nichts mit Mugen am Hut. Der Accord Type R kam ebenfalls ohne Mugen-Teile zurecht. Der «vergessene Type R» hat das auch gar nicht nötig. Der CH1 ist mittlerweile so selten, dass er schon so exklusiv genug ist.
Die anderen Accords waren «Mugenized». Das konnte nur ein Flügel sein, wie beim schwarzen CL9. Wir haben über den Sedan schon im Artikel über die Treffen Anfang September berichtet. Der Dark Panda-Accord ist eine selbst uns bisher unbekannte Sonderedition. Obwohl «Shitbox Edition» diesem Honda eigentlich nicht gerecht wird. Die Limo ist zwar nicht superclean, aber der individuelle Stil der Fahrerin hat was.
Komplett Mugen verschrieben haben sich die beiden Accords der letzten in Europa erhältlichen Generation. Sowohl der Tourer, als auch die Limousine hatten das Mugen-Kit verbaut. Schade, dass diese beiden weissen Zwillings-Accords nicht direkt beieinander standen. Der CU2 sah echt böse aus mit dem grossen Spoiler, den die Mugen-Limousinen eben ausmachen. Der CW2 ist schon so der schönste Kombi, den Honda je gebaut hat. Das Mugen-Kit macht den «Sport Wagon», so nennt Acura den Kombi vom Schwestermodell TSX, noch unwiderstehlicher.
Die Exoten
Nicht, dass man einem Accord Type R häufig begegnen würde. Diesen als Exoten zu bezeichnen wäre wohl trotzdem etwas übertrieben. Ein S2000 geht schon eher in diese Richtung. Der Silberne AP1 am Japanese Car-Meet wirkte noch etwas exotischer, weil er der einzige Honda-Roadster an dem Treffen war. Der Zweiplätzer kam dezent daher. Es war gerade genug gemacht um nicht mehr als original zu gelten. So mögen wir den S2000!
Ein echter Exote ist zweifelsohne der NSX. Dass das legendäre Coupé bone stock da stand tat dem Ganzen keinen Abbruch. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie ein so «altes» Auto noch immer so modern wirken kann. Die über 30 Jahre sieht man der Flunder auf jeden Fall nicht an. Das klassische Design des Mittelmotor-Sportlers wirkt immer noch frisch. Möglicherweise sind wir da auch nicht ganz objektiv und sehen vor unserem inneren Auge immer Ayrton Senna, wie er den X mit dem Schlauch abspritzt. Andererseits hallen die goldenen 90er bis heute nach. Nicht nur bei Auto-Narren hat dieses Jahrzehnt seine Spuren hinterlassen.
Oldschool rockt!
Nachdem wir nun bei den Nineties sind, können wir jetzt richtig loslegen. Nicht ganz so kultig wie der NSX (aber nahe dran) ist der Honda CRX. Beim Ace Cafe durfte deshalb das kompakte Coupé nicht fehlen. Sogar ein komplett originales Exemplar war dabei. Wenn man den EE8 so betrachtet stellt man fest, dass man vergessen (oder verdrängt) hat wie der Werkszustand ausgesehen hat. Nein, das ist kein CRX Crosstar, das Ding war damals tatsächlich so hoch. In Kombination mit den originalen 14 Zoll Alufelgen entwickelt der Auftritt eines originalen CRX nie seine volle Wirkung. So war das in den Neunzigern. Auch bei sportlichen Modellen musste man erst Hand anlegen, damit sie wirklich sportlich wirkten.
Dass das tatsächlich so ist, zeigte das Trio unmittelbar vor dem Ace Cafe. Den celestial-blauen EE8 haben wir schon in den Berichten von der diesjährigen Honda Cruise und vom EE-Meeting erwähnt. Dieser CRX macht immer Freude! Es braucht nicht viel: Felgen, Tieferlegung. That’s it! Kaum mehr ist auch am roten Rex gemacht worden, ebenfalls ein VTEC-Modell. In Rot wirkt diese Pocket Rocket noch spritziger. Der Dritte im Bunde – eigentlich die Dritte, denn zwei des Trios waren Lady driven – war eine Hommage an die Advan JTCC- und JGTC-Rennfahrzeuge. Das schwarz-rote Design ist Kult und gehört zur 90er-Ära. Mehr Nineties geht nicht!
Das wars noch nicht ganz mit den Neunzigern. Ja, der Concerto war nicht gerade das beliebteste Modell von Honda. Der erste in England gebaute Honda konnte sich nie wirklich etablieren. Der Nachfolger des Honda Ballade war mit dem Rover 200 und 400 verwandt und erfüllte die von Honda gewohnten Qualitätserwartungen nur teilweise. Gerade seine übersichtlichen Verkaufszahlen machen ihn aber heute auch zu etwas Besonderem. Dass es in der Schweiz noch Concertos gibt, die aussehen wie direkt aus dem Showroom ist deshalb genauso erstaunlich wie erfreulich.
Der neuste Honda
Wer aufgrund der Überschrift die Weltpremiere eines neuen Honda-Modells erwartet müssen wir leider enttäuschen. Das war schliesslich nicht der Automobilsalon in Genf. Der neuste Honda an diesem Tag war wohl gleichzeitig der älteste. Wir hatten unsere Kamera schon fast eingepackt, als ein alter Honda Prelude auf den Platz fuhr. Das Coupé wirkte, als wäre es vom Hof eines Autospritzwerkes geklaut worden, wo es für die Lackierung vorbereitet wurde. Tatsächlich hatte der Besitzer den Honda erst an diesem Tag gekauft. Er hatte den BA2 so neu, dass er erst einmal die Wischerblätter wechseln musste. Das war keine leichte Aufgabe, denn gleichzeitig musste er eine Gruppe abwehren, die ihm auf Teufel komm raus seinen Heckspoiler abknöpfen wollte. Der Look war übrigens keineswegs ein persönliches Farb-Statement. Der Prelude war tatsächlich schon angeschliffen, gespachtelt und grundiert. Im Winter soll er neu lackiert werden.
Ob der Heckspoiler verteidigt werden konnte, ist uns nicht bekannt. Wir wünschen dem Besitzer auf jeden Fall viel Freude mit dem «neuen» Auto. Hoffentlich sieht man sich am nächsten Japanese Car-Meet im Ace Cafe wieder – frisch lackiert und hoffentlich mit Heckspoiler.
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