Dass Honda in Nordamerika die attraktivere Modellpalette hat wird wohl jeder bestätigen. Mit dem HR-V hat uns Honda Europe immerhin ein Modell gegönnt, von dem wir sagen konnten, dass wir die bessere Variante hatten – zumindest gegen Ende des Modellzyklus. Natürlich hätten wir am Anfang gerne auch das US-Modell mit Allrad und dem 1.8 Liter-Saugmotor gehabt. Mit dem HR-V Turbo erhielten Honda-Kunden in Europa dann aber ein Sportmodell, das auch Amerikaner begeistert hätte.
Neu gleich besser?
Dann wurde der neue HR-V vorgestellt. Honda Vezel, wie er in Asien heisst. Wirklich überzeugen konnte das Design zu Beginn nicht. Die dritte Generation von Hondas Kompakt-SUV wirkte gegenüber dem Vorgänger etwas zu futuristisch und die Heckansicht schien bei Porsche abgekupfert. Die anfänglichen Vorbehalte konnte der neue HR-V allerdings zerstreuen, als er dem europäischen Publikum vorgestellt wurde. Bei der Schweizer-Premiere an der Auto Zürich im vergangenen November musste man eingestehen, dass das Design doch nicht schlecht aussieht. Einziger Wermutstropfen für sportliche Honda-Fahrer ist natürlich die Motorisierung. Aufgrund der strengen CO2-Vorschriften in Europa kommt der neue HR-V ausschliesslich als Hybrid.
Immerhin bleibt der HR-V in Europa im Programm. Nachdem in den USA keine «Subcompacts» mehr verkauft werden, vermutete man, dass auch der HR-V in Nordamerika eingestellt wird. Nach der Jahrtausendwende boomten Kleinwagen in den USA. Steigende Benzinpreise sorgten dafür, dass kleinere Fahrzeuge gesucht waren. Honda profitierte von dieser Entwicklung mit der Einführung des Fit (in Europa Honda Jazz) in den nordamerikanischen Markt. In den letzten Jahren ging jedoch die Nachfrage nach Subcompacts deutlich zurück. Heute sind wieder grössere Fahrzeuge gefragt. Damit war auch der Fit in Nordamerika Geschichte. Was allerdings für Kleinwagen gilt, trifft nicht auf Crossovers zu, wie Kompakt-SUVs in Nordamerika auch genannt werden. Diese sind weiterhin gefragt. Der HR-V erhält also mit einiger Verspätung auch in Nordamerika einen Nachfolger.
Neuer HR-V für Nordamerika
Dass der Nachfolger des HR-V auch in den USA und Kanada auf den Markt kommen wird, ist dabei noch nicht die Überraschung. Unerwartet ist, dass das Modell ein anderes Design erhält. Die heute von Honda publizierten Entwürfe zeigen einen eigenständigen HR-V. Die Silhouette teilt sich die nordamerikanische Version mit dem asiatischen und europäischen Pendant. Vorne fällt jedoch der markante Kühlergrill auf, der von neu designten Scheinwerfern flankiert wird. Das Gesicht wirkt amerikanischer und weniger wie aus einem japanischen Manga. Auch das Heck wurde überarbeitet. Statt des über die ganze Breite gehende Leuchtbandes im Porsche-Stil, bestimmen zwei Rückleuchten die Heckansicht. Auch wenn es sich bisher nur um Designzeichnungen handelt, fügt sich der amerikanische HR-V besser in die aktuelle, globale Designsprache von Honda ein. Wie die elfte Civic-Generation wirkt auch der amerikanische HR-V klassisch-sportlich.
Das ist insofern bemerkenswert, als dass die global verkauften Modelle von Honda in der letzten Dekade höchstens marginale Unterschiede im Design gezeigt haben. Komplett unterschiedliche Modelle, wie in den 1990er- oder 2000er-Jahren, gab es immer weniger. Der Civic oder der CR-V zum Beispiel sehen heute überall gleich aus. Gerade beim Honda Civic wurde der «Wildwuchs» der Nullerjahre gebändigt. Es gibt nur noch zwei Varianten, welche überall auf der Welt mehr oder weniger gleich aussehen. Ist der HR-V also eine Ausnahme oder wird Honda in Zukunft wieder regional unterschiedliche Designsprachen umsetzen?
Spekulationen
Honda lädt mit der knappen Mitteilung zu Spekulationen ein. Fest steht, dass der HR-V noch dieses Jahr auf den nordamerikanischen Markt kommen soll. In welcher Motorisierung ist noch nicht klar. Nachdem der 1.8 Liter-Motor im aktuellen Modell mittlerweile 15 Jahre auf dem Buckel hat, dürfte wohl ein aktuelleres Aggregat den Weg in den neuen Crossover finden. Da gibt es eigentlich nur den 1.5 Liter-Turbo, der auch im neuen Civic zum Einsatz kommt. Dass der HR-V als Hybrid kommen wird, ist eher unwahrscheinlich.
Es scheint, als ob die Amerikaner also doch noch einen HR-V Turbo bekommen würden. Deshalb und wegen dem attraktiveren Design (das ist allerdings Geschmacksache) dürften dieses Mal wir die sein, die wegen dem HR-V neidisch über den Atlantik blicken.
Fotos: Honda